Wir sind der Wassersportclub Wäschbruck,aber wer war, wer ist die „Wäschbruck“.
Nach unserer Vereinsgründung vor 40 Jahren kann man ruhig einmal den Blick in die Vergangenheit schweifen lassen, um nicht nur die Vereinshistorie zu dokumentieren, sondern auch der Frage nachzugehen, wer die epochale Wäschbruck, nach der wir uns nennen, eigentlich war. Dazu haben wir im Stadtarchiv der Stadt Radolfzell gestöbert und wurden fündig.
Neben dem Haus Hohner und dem jetzigen Spielplatz, gab es schon weit vor dem 18. Jahrhundert eine kleine Landzunge in den See, mit dem Namen „Rübhorn“. Vielleicht ragte dieses wie eine Rübe in den See. Dank weichem und natürlich auch reichlichem Wasser, diente dieser Platz den Bürgerinnen der Stadt als Waschplatz. Für einen neuen Hafen veränderten 1873 die massiven Aufschüttungen (später Karl Wolfstraße) die Jahrhunderte alte Seeansicht der Stadt. Auch das Rübhorn fiel der Maßnahme zum Opfer.
Ein kleiner Steg, eine Gerätehütte, Waschkessel, Waschtische und was man zum Waschen und Trocknen von Wäsche so braucht, wurde als Ersatz für die entfernte Landzunge eingerichtet. Dieses neue Areal nannte man „Wäschbruck“.
Noch in den 60er Jahren konnte man einige Damen an der sogenannten legendären Wäschbruck beschäftigt sehen.
In der Bucht davor dümpelten immer mehr Schiffe und viele Bootsfahrer erreichten das Land über die breite Treppe zur Wäschbruck.
Die Gründungsväter des Vereins waren davon inspiriert und es lag nahe, den neuen Verein nicht nur Wäschbruck zu nennen, sondern auch die Verbundenheit zur Stadt zu zeigen, in dem auch ein Teil des Stadtwappens in das Vereinswappen übernommen wurde.
Wie entstand eigentlich der WWRa?
Interview mit dem Gründer Dieter Busse
OK (Otto Kasper): „Lieber Dieter, ich weiß nicht, wie die anderen das sehen, aber für mich bist du der Gründer des WWRa. Wie siehst du das?“
DB (Dieter Busse): lacht, „Das hat sich so herauskristallisiert, als wir alle gemerkt haben: „Hoppla, da will ja jemand nebenan einen Hafen bauen!“. Daraufhin haben wir zuerst einmal die Interessen der Bojenplatzanlieger herausgefiltert und mit allen dadurch einmal mehr Kontakt aufgenommen.“
OK: „Waren denn die Bojenplätze anonym? Kannte man sich nicht? Hat da jeder seinen Bojenstein ins Wasser geworfen und sein Boot angebunden?“
DB: „Nein, die Plätze wurden von der Stadt vergeben. Man musste einen Antrag stellen und dann hat man eine Zuteilung bekommen, sodass man einen Stein setzen konnte. Man hat dann seinen Obolus an die Stadt bezahlt.“
DP (Dieter Preuksch ): „Das war ja aber dann ein bisschen später. Gleich nach dem Krieg hat ja jeder einfach seinen Stein ins Wasser geschmissen.“
DB: „Ja klar, nach dem Krieg. da hat man einfach einen Stecken in den Boden gesteckt und sein Boot daran fest gemacht. Da war aber auch noch nichts organisiert.“
OK: „Wie viele Boote waren 1978 ungefähr im Bojenfeld?“
DB: „So um die 80 – gut, das hat geschwankt und wie gesagt, da haben wir uns am 4. August 1978 getroffen und zwar im früheren Ruppaner in Radolfzell. Wir haben das publik gemacht, dass da was im Busch ist und wir informieren werden. Das ist gut angekommen und es kamen auch recht viele, die wissen wollten, was da geschehen soll. Man hat ja auch teilweise schon in der Presse mitbekommen, dass ein Hafen an der Mole gebaut werden sollte und zwar dort, wo die Bootsvermietung war. Der Investor Schleith wollte an diesem Ort damals 600 Liegeplätze schaffen.“
OK: „Das weiß ich noch und kann mich auch noch daran erinnern. Mein Vater war ja auch schon von Anfang an mit dabei und ich erinnere mich, dass damals ein Einspruch kam – ich glaube sogar von dir. Es ging um die Frage an das Landratsamt und wie sie sich das vorstellen, wenn zum Beispiel an einem Pfingstsonntag 300 Boote, bei plötzlich auftretendem Sturm, gleichzeitig in den Hafen zurück wollen.
DB: „Ja, das stimmt – dieses Szenario hätte ein großes Problem dargestellt, denn der Hafen wäre ja zwischen Yachtclub und Bojenfeld gebaut worden und dort wären ja auch noch die Schiffe vom YCRa und unsere vom Bojenfeld hinzugekommen, die ja auch noch in ihre Häfen wollten.“
OK: „Das heißt, der Investor hätte eine Chance gehabt, wenn er eine realistische Größe des Hafens mit maximal 200 Booten geplant hätte?“
DB: „Die Ursprungsidee von uns kam deshalb, weil wir uns gesagt haben, das kann sich Radolfzell gar nicht erlauben. Er wollte nämlich den Hafen bauen und diesen 10 Jahre darauf der Stadt übergeben und hätte alle seine Investitionen wieder herausbekommen sollen – mit sämtlichen Planungs- und Sowiesokosten. Da standen Zahlen im Raum, das hätten ja wir, die Hafenanlieger, bezahlen müssen und das hätte kein Mensch aus dem Bojenfeld aufbringen können.“
DP: „Aber in der Chronologie war es doch so, dass zuerst vom Landratsamt und Umweltamt der Beschluss kam, dass die Bojen entfernt werden sollten. Das hat ja zuerst die Aufregung ausgelöst und zwar bei allen Vereinen, die in Bojenfeldern lagen.“
OK: „War das dann die Initialzündung für die Willenserklärung, dass ein eigener Hafen gebaut werden sollte?“
DB: „Ja, die Bojenanlieger und Vereine waren schon aufgeschreckt und haben sich ansprechen lassen. Ich habe ja im Vorfeld, also vor dem Ruppaner Termin, mit allen betroffenen Vereinen vorab gesprochen.“
OK: „Hast du dich dazu berufen gefühlt, jetzt hier etwas zu unternehmen?“
DB: „Wir hatten ja viele Leute im Bojenfeld, die schon sehr lange dabei waren. Mit denen hat man sich zusammeng tan. Zum Beispiel Wolfgang Graf, der ja dann auch mein Stellvertreter war. Karl Oppermann war Kassierer. Da waren wir gottfroh, dass wir dann solche Leute dabei hatten. Da haben wir dann auch viele Informationen bekommen. Zuerst waren wir aber eine Interessengemeinschaft – die IG-Bojenfeld.“
OK: „Aber du, lieber Dieter, warst der Initiator dieser Interessengemeinschaft.“
DB: „Ja, so kann man das sagen. Auch der Graf Wolfgang hat voll mitgezogen.“
DP: „Also die Initiative, kann man sagen, ging von 3 Leuten aus – unter deiner Verwaltung.“
DB: „Aber keiner wollte dann nachher den Vorsitz übernehmen, als es an die Gründung des Vereins ging (lacht). Wir haben sogar daran gedacht, es zu zweit zu machen, aber das war rechtlich gar nicht möglich.“
OK: „Hast du damals ahnen können, oder eine Vorstellung davon gehabt, wie groß der Verein, also unser WWRa, eines Tages werden könnte?“
DB: „Äähh, wir hatten ja noch gar keine Vorstellung, wie die Steganlagen – wir haben zu Beginn immer von Steganlagen gesprochen – einmal aussehen sollten. Ich bin zur Stadtverwaltung gelaufen, bin wie ein Bettler von einem Gemeinde rat zum anderen gegangen, denn wir mussten zuerst einmal unsere Fürsprecher finden. Das war ein steiniger Weg.“
DP: „Wir sind jetzt schon beim Hafenbau. Wie war denn die eigentliche Vereinsgründung? Nach meinen Recherchen müssten es 27 Personen gewesen sein, die bei der Gründung im Ruppaner dabei waren und zugesagt haben – 1979 waren es dann schon 48 Mitglieder.“
DB: „Ja, wir haben dann gesagt, es muss ein Verein werden – auch aus rechtlichen Gründen.“
DP: „Jetzt wäre interessant, wann genau die Eintragung erfolgt ist.“
DB: „Das muss im Dezember 1979 gewesen sein.“
OK: „Und die Grundidee bei der Vereinsgründung war der
Bau eines Hafens.“
DB: „Ja, genau. Das stand auch so in unserer Satzung, die wir drei Nächte lang ausgearbeitet hatten.“
OK: „So ein Unternehmen, einen Hafen zu bauen, kostet ja eine Menge Geld – wer übernahm das enorme Risiko?“
DB: „Wir haben unsere Mitgliedern, die in den Hafen wollten, verpflichtet und haben von diesen eine Einlage verlangt. Das Geld wurde damals bei der Sparkasse angelegt und hat (damals!) ordentlich Zinsen gebracht. Mit der Zeit haben wir von diesen Mitgliedern auch immer wieder Nachschub geholt. Das war der Preis für jeden, der einen Hafenliegeplatz wollte.
DP: „Es hat ja erst losgehen können, als eine bestimmte Einlage einbezahlt war, also ein bestimmtes Kapital vorhanden war.“
DB: „Jawohl und auch erst, als das OK des Gemeinderates vorlag. Das war ja davon abhängig. Den damaligen Oberbürgermeister Neurohr hatten wir ja nicht auf unserer Seite – aber der Gemeinderat stand hinter dem Projekt. Das war wichtig.“
OK: „Weiß man, warum der Oberbürgermeister nicht dafür war?“
DB: „Es war auch der Landrat. Ich nehme an, dass da ein Interessenkonflikt mit dem Schleith-Hafen vorlag und unsere Idee nicht willkommen war.“
DP: „Ihr wart ja quasi Privatleute, die die Interessen eines großen Investors untergraben haben.“
DB: „Als dann die Abstimmung im Gemeinderat stattfand und so überwältigend für unser Projekt ausgefallen ist, kam der Oberbürgermeister danach zu mir und sagte, dass er das nie gedacht hätte, dass dieses Projekt so eine Mehrheit bekäme.“
OK: „Dann ist also der Hafen ohne Fremdinvestoren von den Mitgliedern finanziert worden – Respekt!“
DP: „Aber Dieter, du musst eines noch sagen: es waren nicht einmal so viele Interessenten für die Hafenplätze vorhanden, als gebraucht wurden. Du musstest noch kräftig nach Hafenanliegern suchen. Daran erinnere ich mich. Du musstest schauen, dass der Hafen überhaupt voll wird. Erst als sie realisiert haben, dass das alles Hand und Fuß hat, sind sie dann in Scharen gekommen.
OK: „Hast du damals ahnen können, oder eine Vorstellung davon gehabt, wie groß der Verein, also unser WWRa, eines Tages werden könnte?“
DB: „Äähh, wir hatten ja noch gar keine Vorstellung, wie die Steganlagen – wir haben zu Beginn immer von Steganlagen gesprochen – einmal aussehen sollten. Ich bin zur Stadtverwaltung gelaufen, bin wie ein Bettler von einem Gemeind rat zum anderen gegangen, denn wir mussten zuerst einmal unsere Fürsprecher finden. Das war ein steiniger Weg.“
DP: „Wir sind jetzt schon beim Hafenbau. Wie war denn die eigentliche Vereinsgründung? Nach meinen Recherchen müssten es 27 Personen gewesen sein, die bei der Gründung im Ruppaner dabei waren und zugesagt haben – 1979 waren es dann schon 48 Mitglieder.“
DB: „Ja, wir haben dann gesagt, es muss ein Verein werden – auch aus rechtlichen Gründen.“
DP: „Jetzt wäre interessant, wann genau die Eintragung erfolgt ist.“
DB: „Das muss im Dezember 1979 gewesen sein.“
OK: „Und die Grundidee bei der Vereinsgründung war der Bau eines Hafens.“
DB: „Ja, genau. Das stand auch so in unserer Satzung, die wir drei Nächte lang ausgearbeitet hatten.“
OK: „So ein Unternehmen, einen Hafen zu bauen, kostet ja eine Menge Geld – wer übernahm das enorme Risiko?“
DB: „Wir haben unsere Mitgliedern, die in den Hafen wollten, verpflichtet und haben von diesen eine Einlage verlangt. Das Geld wurde damals bei der Sparkasse angelegt und hat (damals!) ordentlich Zinsen gebracht. Mit der Zeit haben wir von diesen Mitgliedern auch immer wieder
OK: „Wäre so ein Projekt heute noch möglich? Dass man heute noch irgendwo aus Interesse einen Hafen bauen könnte?“
DB: „In der Schweiz, ja. Ich habe immer wieder beobachtet, dass in der Schweiz Genehmigungen erteilt wurden – aber bei uns nicht.“
OK: „Dieter, wie oft wolltest du hinschmeißen?“
DB: „Daran habe ich nie gedacht. Ich hatte immer eine tolle Mannschaft um mich herum, ohne die ich das alles nicht geschafft hätte. Da konnte man anrufen und fragen: „Dätescht du…“
DP: „Das funktioniert immer in einem Verein, wenn ein Kern da ist, der alles mitträgt.“
OK: „Wie lange warst du der „erste“ Vorsitzende?“
DB: „23 Jahre und als ich an meine Nachfolger übergeben habe, hatte der WWRa 600 Mitglieder.“
OK: „Lieber Dieter Busse, vielen Dank, dass wir dieses Gespräch zusammen mit Dieter Preuksch heute führen durften, um damit auch die Geschichte unserer Gründung aus erster Hand zu erfahren und niederzuschreiben. Das ist die Entstehungsgeschichte des WWRa, der dieses Jahr sein 40-jähriges Jubiläum feiert und der ohne dich, lieber Dieter, vermutlich nie entstanden wäre. Dieter Preuksch und ich bedanken uns im Namen der gesamten Vorstandschaft und im Namen unserer 760 Mitglieder bei dir für dein großes Engagement und deinen Mut, den du für diesen Verein aufgebracht hast. Vielen, vielen Dank für alles.“
Interview | Otto Kasper, Dieter Preuksch